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Chronik vum Piusverband 1969 - 1994

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Die Periode der Festigung

Inzwischen hatte sich der Piusverband nach fünfjähriger, intensiver Arbeit derart in das kulturelle und religiöse Leben des Landes eingearbeitet, dass er nicht mehr daraus wegzudenken war.

Die Treue der Mitglieder geht aus der 1974 verliehenen Zahl von Auszeichnungen hervor: 78 Gold- und 72 Silbermedaillen sowie 756 Verdienstabzeichen.

Auch waren im Laufe des Jahres 1973 in allen Dekanaten nicht weniger als 16 Wahlversammlungen abgehalten worden, deren Hauptaufgabe in der Bezeichnung der Dekanatsvertreter bestand.

Am Nachmittag des Sonntags, 17. November 1974, wurde der neue Vorstand im bischöflichen Palais in Luxemburg von Mgr Jean Hengen, Bischof von Luxemburg, in Audienz empfangen. Anschließend fand eine Arbeitssitzung statt, bei der der Präsident bezeichnet wurde. Auf Pol Wagener entfielen in geheimer Wahl 35 der 38 abgegebenen Stimmen, je eine Stimme erhielten Arthur Keilen und Abbé René Ponchelet, ein Stimmzettel wurde weiß abgegeben.

„Der austretende Generalsekretär Alphonse Felten erklärt überraschend, aus Gesundheitsrücksichten für das Amt leider nicht mehr kandidieren zu können", so der Sitzungsbericht. Einige vorgeschlagene Kandidaten lehnen das Amt aus verschiedenen Gründen ab. Somit sind wieder alle Vorstandsmitglieder mit Ausnahme der Herren WAGENER und FELTEN Kandidat. Im l. Wahlgang erhielt kein Kandidat die absolute Mehrheit. Im 2. Wahlgang erhielten: HH. SCHMIT: 22 Stimmen (gewählt) KEILEN: 12 Stimmen Abbé HAU: 2 Stimmen QUARING: 2 Stimmen STEYER: 1 Stimme. Auf die Anfrage des Präsidenten, nimmt Herr G. SCHMIDT den Posten eines Generalsekretärs mit Vorbehalt an."

Im Dezember 1974 erschien die Nummer 13 des „Canticum Novum", dann wurde die Reihe bis Oktober 1976 als gedruckte Ausgabe eingestellt; im Dezember 1975 erschien unter Nr 14-15 eine vervielfältigte Ausgabe, in der diese Pause „umständehalber" erläutert wird.

Im Mittelpunkt der 7. Generalversammlung standen einerseits ein interessantes Referat von Pfarrer Pierre Hau aus Walferdingen zum Thema „Der Gesang in der heutigen Liturgie - Kirchenmusik und neues Magnificat" und andererseits, als Rahmenprogramm, ein geistliches Konzert des Ensemble Vocal St Alphonse unter Leitung von Raymond Koster.

In jenes Arbeitsjahr fiel die Entscheidung, den Cäcilianern bereits nach fünf Jahren ein Verdienstabzeichen zu verleihen - dies bedingte die Ausarbeitung neuer Ausführungsbestimmungen bezüglich der Verleihung von Auszeichnungen - und den Veranstaltern von Sängertreffen ein Subsid zuzuteilen. Damals zählte der Verband 241 Chöre mit 5940 Sängern, davon 3889 Herren und 1319 Damen. 1975 wurden landesweit nicht weniger als neun Sängertreffen organisiert: in Echternach, Schouweiler, Arsdorf, Bissen, Diekirch, Sandweiler, Berdorf, Niederkorn und Itzig. Im selben Jahr wurden 397 Verbandsabzeichen sowie 48 Gold- und 57 Silbermedaillen vergeben.

Während der Generalversammlung wurde der Jahresbeitrag ab 1976 für Sänger ab 16 Jahren auf 30 F festgelegt. Auch wurde eine geringfügige Statutenänderung vorgenommen: der Vorstand wurde um zwei Vizepräsidenten erweitert, um den Repräsentationspflichten der Vorstandsmitglieder neue Möglichkeiten einzuräumen.

Seit Anbeginn spielten die Kirchenchöre auch eine bedeutende Rolle bei der Übertragung der sonntäglichen Rundfunkmesse, Kompetenzbereich von Georges Vuillermoz, Diözesanbeauftragter für religiöse Sendungen bei RTL, der sich dieser nicht leichten Aufgabe stets mit Sachkenntnis, Einfühlungsvermögen und, wenn erforderlich, Behutsamkeit annahm. 

Bei der Einführung des neuen Magnifikat reichte der Piusverband in allen Gegenden des Landes in zahlreichen Pfarreien und bei vielen Chören die Hand zur Mitarbeit. Die neuen Bestimmungen des Konzils in die Wirklichkeit umzusetzen war eine schwierige Aufgabe, die mehr als nur Fingerspitzengefühl verlangte, da nach wie vor und mehr denn je diametral entgegengesetzte Konzepte sich gegenüberstanden oder sich sogar bekämpften: Bücher, Zeitschriften, Nachschlagewerke, aber auch Kopien von Partituren und Texten wurden den Chören zur Verfügung gestellt.

Gilbert Schmidt, der, wie erwähnt, in der Sitzung im Bistum von Sonntag, dem 17. November 1974 zum Generalsekretär gewählt worden war und sein Mandat mit Vorbehalt angenommen hatte, musste bereits kurze Zeit später ersetzt werden, ein schwieriges Unterfangen, da sich keine Kandidaten bereit fanden, bis schließlich der frühere Generalsekretär Alphonse Felten aus Luxemburg sich dieses Amtes annahm und es auch zur vollsten Zufriedenheit ausführte.

Im Laufe des Jahres 1976 wurden acht Sängertreffen organisiert, 71 Sänger wurden mit der Gold- und 97 mit der Silbermedaille ausgezeichnet, das Verdienstabzeichen ging an 348 weitere. Zwei Nummern des „Canticum Novum" wurden herausgegeben. Pfarrer Pierre Hau erläuterte erneut die Arbeitsweise mit dem neuen Magnificat, die auch wiederholt, in regelmäßiger Folge im „Canticum Novum" zur Sprache kam. Hier fehlte es auch nie an beachtenswerten praktischen Empfehlungen für die musikalische und gesangliche Mitgestaltung der Gottesdienste, die in der Regel ebenfalls aus der Feder von Pierre Hau stammten.

Aufgrund eines günstigen Angebots durch die Sankt Paulus-Druckerei entschloss sich der Vorstand am 23. Oktober 1976 dazu, das „Canticum Novum" erneut dort drucken zu lassen. Zwischen dem Verband und dem Bischof von Luxemburg kam es zu regelmäßigen Besprechungen, die vollste Übereinkunft der Sicht und die stete Unterstützung durch das Bistum ergaben. Um die Ausbildung der Organisten, Dirigenten und Sänger hat sich im Laufe der Jahre Abbé René Ponchelet als Mitglied der Exekutive sehr verdient gemacht: durch gezielte Aus- und Aufbauarbeit hat er es ihnen ermöglicht, ihrer Aufgabe noch besser gerecht zu werden. Auch wurde den Aktiven über den Weg des „Canticum Novum" immer wieder angeraten, im nahen Ausland an verschiedenen Ausbildungskursen und -seminaren teilzunehmen.

Nach außen hin stellten sich die Chöre in regelmäßigen Abständen durch die bekannten Sängertreffen vor und dar, nahezu die einzige Möglichkeit, gelegentlich vor die Gläubigen und Musikliebhaber zu treten und ihnen den Beweis ihres Könnens zu zeigen. In der Regel ist der Kirchensänger nämlich ein recht bescheidener Kulturarbeiter, der dem Singen und Musizieren nicht um der eigenen Ehre willen zu Diensten ist, sondern zur Ehre Gottes und zur Erbauung der Menschen wirkt; deshalb auch liegt es ihm nahe, von der Empore aus bescheiden und einfach im Dienste der Allgemeinheit zu stehen.

Neben dem Mitwirken bei religiösen Feiern kam und kommt gottlob immer wieder auch die Begabung im nichtkirchlichen Bereich zum Tragen: Auftritte bei weltlichen Konzerten, Theateraufführungen, kulturelle Veranstaltungen. Gleichsam zum Kitten des inneren Zusammenhalts stehen die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Mitgliedern, die durch gemütliches Beisammensein, gemeinsam verbrachte Familienabende, Ausflüge und Urlaubsaufenthalte immer wieder genährt werden.

In seiner Sitzung vom 16. April 1977 im Home du Sacré-Coeur in Euxemburg nahm der Vorstand mit Bedauern die Demission des seit 1975 als Vizepräsident fungierenden Pierre Hinger an, der dem Komitee seit der Gründung des Verbandes angehört und wertvolle Arbeit geleistet hatte. In der Sitzung vom 9. Juli 1977 wurde Jean Diederich aus Ettelbrück zum Vizepräsidenten neben Georges Kuffer ernannt; er führte das Mandat Pierre Hingers bis Ende 1978 zu Ende.

1977 wurde dem Piusverband ein Mandat im vom damaligen Kulturminister Robert Krieps eingesetzten „Conseil Permanent pour l’Animation Culturelle" anberaumt; zu seinem Vertreter ernannte der Piusverband Carlo Hommel aus Bissen.

Da sich im Laufe der Jahre herausstellte, dass von den insgesamt 48 teilnahmeberechtigten Mitgliedern des Verbandsvorstandes deren lediglich 12 bis 22 den Sitzungen regelmäßig beiwohnten, wurde 1977 der in den Statuten vorgesehene Exekutivvorstand ins Leben gerufen; ihm gehörten an Präsident Pol Wagener, Generalsekretär Alphonse Felten, Kassierer Mathias Lehnen, die beiden Delegierten Arthur Keilen und Simon Schaack sowie Liliane Dimmer als Schriftführerin.

Mit dem 9. Piustreffen, Bezeichnung für die Generalversammlung, wurde am Samstag, dem 15. April 1978 eine Neuerung eingeführt dahingehend, dass die Generalversammlung sich durch eine Andacht unter dem Motto „Hommage à Marie" in der Kathedrale fortsetzte, die von Mgr Jean Hengen zelebriert und von den anwesenden Cäcilianern des ganzen Landes mitgestaltet wurde. Das musikalische Programm wurde im „Canticum Novum" abgedruckt und erlaubte somit eine nachfolgende, öftere Verwertung innerhalb der Chöre. 1979 stand die Marienvesper am Samstag, dem 5. Mai um 19.30 Uhr in der Kathedrale ebenfalls unter dem Zeichen der Marienverehrung.

Im übrigen ergingen fortan zahlreiche Informationen und besonders Vorschläge an die Chöre, was die „Liedprogramme für die Sonntagsmesse" anbelangt, Titel einer regelmäßigen Rubrik im Verbandsorgan.
Am l. Januar 1978 zählte der Verband 248 angeschlossene Chöre, davon 145 gemischte Chöre, sowie 97 Männer- und fünf Damen- und Kinderchöre; die 6178 Mitglieder teilten sich auf in 3740 Herren (60,54%), 1589 Damen (25,72%) und 849 Kinder (13,74%).

Das „Canticum Novum" fasste auch die wichtigsten Presseberichte vornehmlich über die Sängertreffen in den einzelnen Dekanaten des Landes zusammen und veröffentlichte sie in übersichtlicher Form.
Eine gern gelesene Rubrik war auch die mit „Aus der Reihe Luxemburger Kirchenmusiker" betitelte, in der nicht nur Leben und Werk der betreffenden Musiker zur Sprache kamen, sondern auch manche Partituren veröffentlicht wurden.

Die ergiebigen Listen von Jubilaren aus allen Teilen des Landes, die durch den Verband ausgezeichnet worden waren, gaben und geben noch immer Zeugnis von der Treue der Kirchensänger zu dem Ideal, dem sie sich verschrieben haben; die Aufreihungen werden auch in Zukunft nicht abnehmen, ganz im Gegenteil, und dem ist auch gut so, allein schon wegen des vortrefflichen Beispiels von Einstand, Treue und Ausdauer, das die Jubilare der Jugend derart vermitteln.

Damals waren Sekretariat und Dokumentationszentrum nach wie vor auf Nummer 2 in der Rue du Fort Elisabeth untergebracht; sie waren lediglich montags und freitags, jeweils von 14 bis 18 Uhr, sowie mittwochs von 8 bis 12 Uhr geöffnet. Als sich jedoch die anstehende administrative Arbeit mit den Jahren anhäufte, mussten die Öffnungszeiten notgedrungen ausgeweitet werden.