Chronik vum Piusverband 1969 - 1994

Wiederholt war bereits in den fünfziger Jahren der Wunsch geäußert und das Anliegen vorgebracht worden, die Kirchenchöre unseres Landes, wie es bereits seit längerem im Ausland der Fall war, in einem nationalen Verband zusammen zu schließen. Denn der Zusammenschluss aller Chöre sowie die Zusammenarbeit in einem geeinten Verband würden sich, so die diesbezüglichen Erwartungen, fördernd, aktivierend und positiv auf sämtliche Mitgliedervereine auswirken.

Die Vorläufer des Piusverbandes

Nicht dass es bis zu jenem Zeitpunkt noch keine Kirchenchöre gegeben hätte: Kirchengesang und Kirchensänger bestehen hierzulande, seit Gottesdienst gefeiert wird.

In jüngster Vergangenheit gewannen sie jedoch an Bedeutung, nachdem Papst Pius XII. zu Weihnachten 1955 die Enzyklika „Musicae sacrae disciplina" veröffentlichte, die dem Kirchengesang neue Impulse vermitteln sollte. Deshalb auch setzte der Bischof von Luxemburg, Mgr Léon Lommel, im Jahre 1957 eine kirchenmusikalische Kommission ein, der Generalvikar Jean Hengen als Präsident, Jean-Pierre Schmit als Sekretär sowie Robert Claude, M. Conradt, Henri Goergen, A. Hoffmann und M. Steinmetz als Mitglieder angehörten; 1959 wurde außerdem J.-P. Kinn und 1960 René Ponchelet aufgenommen.

Erste und vorrangige Aufgabe der neuen Kommission war die Ausarbeitung des neuen mehrstimmigen Diözesangesangbuches; 1958 erschien die Ausgabe für vierstimmigen gemischten Chor, diejenige für dreistimmigen Männerchor erhielt am 15. Februar 1961 die Druckerlaubnis.

Außerdem wurde an die Herausgabe eines neuen Magnificat gedacht; da hier verschiedene Instanzen an der Ausarbeitung und an der Begutachtung beteiligt waren, kam es erst etwas später heraus. Das Geleitwort des Bischofs von Luxemburg trägt das Datum des l. November 1963.

Auch die Kirchenchöre sollten in diese Neubelebung einbezogen werden. Deshalb erließ der Kirchliche Anzeiger in Nummer 16/1957, S. 24, folgenden Aufruf: „Seit längerer Zeit schon denkt das Bischöfliche Ordinariat daran, die kirchlichen Cäcilienvereine zu einem Verband zusammenzuschließen." Alle Pfarrer und Chorleiter, die an einem solchen Zusammenschluß interessiert seien, möchten sich bis zum l. Mai 1957 melden.

Es sollte allerdings vier Jahre dauern, bis der Bischof von Luxemburg am 12. März 1961 ein Dekret mit folgendem Wortlaut erließ: „Auf Wunsch vieler Kirchenchöre und nach Anhören der kirchenmusikalischen Kommission haben Wir beschlossen, eine Vereinigung der Kirchenchöre unserer Diözese ins Leben zu rufen. Zu diesem Zweck haben Wir am heutigen Tage die nachstehenden Statuten genehmigt. Das Bischöfliche Ordinariat ist mit der Ausführung dieses Beschlusses betraut."
Im Jahre 1960 hatte sich nämlich eine Gruppe sangesfreudiger Geistlicher darangesetzt, Statuten für einen Verband auszuarbeiten.

Und so wurde 1961 auf Initiative des Bischöflichen Ordinariats der „Piusverband" aus der Taufe gehoben; am 16. März 1961 wurden die Statuten im vorgenannten Kirchlichen Anzeiger auf den Seiten 33 bis 35 veröffentlicht.

§Der Piusverband wird aus der Taufe gehoben

Die Leitung der neuen Vereinigung lag ausschließlich in den Händen der kirchlichen Behörde. Im Vorstand war allerdings der Kathedralchor mit einem Delegierten vertreten, und auch jedes Dekanat entsandte einen Vertreter. An der Spitze stand jedoch ein vom Bischof ernannter Geistlicher als Generalpräses, dem acht weitere, ebenfalls vom Bischof ernannte Mitglieder zur Seite standen. Auch gehörte von Rechts wegen die kirchenmusikalische Diözesankommission in ihrer Gesamtheit dem Verband an.

Das Bischöfliche Ordinariat verschickte alsdann einen Aufruf an die Kirchenchöre des Landes, ihren Beitritt zum neuen Piusverband bis zum l. Mai 1961 kundzutun. Am 10. Mai wurden auch die Pfarrer mit Anmeldeformularen für die Chöre befasst. Bis zum Jahre 1965 gehörten, den Unterlagen nach, 110 kirchliche Gesangvereine, 64 ausschließliche Männergesangvereine und 46 gemischte Chöre, mit 3071 Sängern dem Piusverband an.

Am Nikolaustag, dem 6. Dezember 1961, fand im Volkshaus in Luxemburg die Gründungsversammlung statt, an der zahlreiche Vertreter von Kirchenchören aus allen Teilen des Landes teilnahmen.Die Zahl der bereits nach kurzer Zeit eingeschriebenen Mitglieder erreichte mehr als 100 Chöre. Doch dann wurde es sechs Jahre still um den Piusverband, bis am 22. Mai 1967 ein neuer Start erfolgte. In der Zwischenzeit berief Papst Johannes XXIII. das Zweite Vatikanische Konzil ein, das unverzüglich mit seiner ersten Konstitution die Reform der Liturgie einleitete.

Diese Reform bewirkte, dass hierzulande der Wunsch nach Aufklärung bezüglich Sinn und Zweck, aber auch Durchführung und Ausführung der neuen Bestimmungen, bei den Verantwortlichen der Kirchenchöre noch eindringlicher wurde. Es schien unumgänglich und somit von vorrangiger Bedeutung, eine dem Bischof unterstehende Dienststelle ins Leben zu rufen mit dem Ziel, den Pfarrern, Dirigenten und Organisten, aber auch den Cäcilianern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, damit die Konzilsbestimmungen nicht toter Buchstabe blieben.

Auf Wunsch des damaligen Bischofs, Mgr Dr Léon Lommel, fanden sich Anfang Mai 1967 mehrere Geistliche zu einem diesbezüglichen Gedankenaustausch zusammen, der ergab, dass die Mitarbeit der Laien im Sinne des II. Vatikanischen Konzils nicht nur erwünscht, sondern geradezu erforderlich sei.
Am 22. Mai 1967 fand die zweite Zusammenkunft der Arbeitsgruppe statt, an der neben neun Geistlichen auch acht Dirigenten und mehrere mit liturgischen Aufgaben betraute Laien teilnahmen. Diese Zahl sollte sich jedoch mit jeder nachfolgenden Sitzung erhöhen.

In Erwartung einer endgültigen Strukturierung des Verbandes wurde die „Bischöfliche Arbeitsgruppe für die Musik in der Liturgie" ernannt. Hauptaufgaben der Gruppe sollten sein: die Neubelebung des Piusverbandes, die Schaffung eines „Centre de Documentation", die Herausgabe eines Informationsblattes, die Durchführung von Informationstagungen, Kontaktbegegnungen, gemeinsam erarbeiteten Liturgiefeiern und geistlichen Konzerten. Ein an die Pfarreien des Landes verschicktes Rundschreiben im Hinblick auf die Anpassung und auf die Ergänzung der seit dem Jahre 1961 bestehenden Kartei mit Angaben über die Kirchenchöre erbrachte erfreulicherweise mehr als 300 Antworten.

Um die Schaffung des „Centre de Documentation" in die Wege zu leiten, wurde Kontakt zu mehr als 40 Verlagen des In- und Auslandes aufgenommen. Im Laufe der Jahre sammelten sich manche Musikalien zusammen, die in den Jahren 1992 und 1993 durchgesehen und katalogisiert wurden. Dechant Jean Heinisch stellte zuvorkommenderweise im Pfarrhaus der Herz-Jesu-Pfarrei in Luxemburg-Bahnhof Räumlichkeiten zur Verfügung, in denen auf Nummer 2 in der Rue du Fort Elisabeth ein Dokumentationszentrum eingerichtet wurde.

Am 3. September 1967, dem Fest des Papstes Pius X., verfasste Bischof Mgr Léon Lommel ein bischöfliches Geleitwort, das in der achtseitigen Nummer l des neugeschaffenen, mit einer Auflage von 7000 herausgegebenen „Canticum Novum, Verbindungsblatt des Piusverbandes" im Oktober 1967 veröffentlicht wurde und in dem es auszugsweise wie folgt heißt:
„Für die Feier der Liturgie ist jeder Bischof in seinem Bistum verantwortlich. Eine umfassende Reform der römischen Liturgie ist eingeleitet; sie stößt aber auf manche Probleme - besonders kirchenmusikalischer Natur, - deren Lösung eine Zusammenarbeit auf möglichst breiter Basis notwendig macht. Deshalb begrüßt es der Bischof, dass eine Gruppe von Geistlichen und Laien sich zusammenfindet, um die Fragen über Gesang und Musik im Gottesdienst zu studieren. Dieser Arbeitskreis soll die Verbindung herstellen zwischen dem Bischof und allen, die sich am Gesang und an der Musik in der Liturgie beteiligen. In aller Besonnenheit und Klugheit gilt es die Liturgiereform im Sinne des nachkonziliaren Liturgierates (Consilium) durchzuführen, unter Vermeidung aller extremen Richtungen. Dabei soll die traditionelle Kirchenmusik (Choral und Polyphonie), soweit sie mit der Neuordnung der Liturgie in Einklang steht, geschätzt und weiter verwendet werden.

Damit dieses Ziel erreicht werden kann, ruft der Bischof alle Verantwortlichen: Pfarrer, Sänger, Chorleiter und Organisten zur Mitarbeit auf. Das Verbindungsblatt soll die notwendige Information liefern, aber auch ein Mittel des konstruktiven Dialogs sein. Diesen Bestrebungen wünscht der Bischof verständnisvolle Aufnahme und vollen Erfolg."


Die ersten Schritte des Piusverbandes

Unter dem Datum des 26. September 1968 finden wir als Mitglieder der bischöflichen Arbeitsgruppe folgende 16 Mitglieder: Nico Bley, Lehrer, Luxemburg, Fred Casagranda, Beamter, Oetringen, Norbert Daman, Lehrer, Diekirch, Abbé Pierre Hau, Vikar, Differdingen, Pierre Kauthen, Professor, Echternach, Jos. Klosen, Beamter, Esch// Alzette, Alphonse Molitor, Vikar, Luxemburg, Henri Oth, Konduktor-Inspektor, Abbé René Ponchelet, Roger Reckinger, Wiltz, Abbé Nicolas Schaltz, Fouhren und Frankfurt, Abbé Emile Seyler, Koadjutor, Echternach, Roger Théato, Vikar, Gasperich, Joseph Wagner, Pfarrer, Bourglinster, Jos. Weisgerber, Vikar, Diekirch, und Jacques Wingert, Lehrer, Howald.

Eigenartigerweise wurde unter der Nummer l im Oktober 1970 die erste Ausgabe des „Canticum Novum" herausgegeben und an sämtliche Chöre des Landes verschickt, obwohl bereits im Oktober 1967 eine Ausgabe mit derselben Nummer veröffentlicht worden war. Weitere Nummern waren mit Nr 2-3 im Februar 1968 und Nr 4 im Oktober 1968 gekennzeichnet.

1969 wurde lediglich eine Sondernummer des „Canticum Novum" mit der „Neufassung der Statuten des Pius-Verbandes" herausgegeben. Die Nummer 1/1970 war es, die die von der Generalversammlung vom 28. Februar 1970 verabschiedeten und am 11. April 1970 durch die kirchliche Oberbehörde genehmigten Statuten vorlegte; der erste Vorstand war aus den Bezirkswahlen von September und Oktober 1969 hervorgegangen.

Gemäß Artikel 14 setzte sich der Vorstand wie folgt zusammen: Präsident: Pol Wagener, Remich; Generalsekretär: Alphonse Felten, Luxemburg; Leiter der Kirchenmusikschule: Dr. Jean-Pierre Schmit, Luxemburg; Redakteur des Informationsblattes: Gilbert Schmidt, Erpeldingen/Remich; Verantwortliche für das Dokumentationszentrum: Dr. René Ponchelet, Luxemburg, und Pierre Drauth, Howald; Vertreter der Dekanate: Bettemburg: Mathias Lehnen, Düdelingen; Betzdorf: Jean Bernard, Flaxweiler; Clerf: Lucien Wagener, Haut-Bellain; Diekirch: Norbert Daman, Diekirch; Echternach: Charles Nicola, Bech; Esch/Alzette: Alfred Schlesser, Differdingen; Grevenmacher: Robert Berg, Grevenmacher; Koerich: Rene Lefèbre, Kopstal; Luxemburg-Land: Jacques Draut, Strassen; Luxemburg-Stadt: Raymond Koster, Bonneweg; Mersch: Albert Bichler, Helmdingen; Ospern: Jean-Pierre Kemmer, Platen; Remich: Aloyse Reuter, Schengen; Vianden: Louis Bassing, Vianden; Wiltz: Pierre Hinger, Wiltz; Vertreter der Organisten: Marcel Weber, Echternach; ein noch zu bestimmender Vertreter der männlichen Ordensgemeinscharten; Vertreter der weiblichen Ordensgemeinschaften: Schwester Marie-Agnès Wolfers.

Der Exekutivvorstand hatte folgende Zusammensetzung: Präsident; Pol Wagener; Generalsekretär: Alphonse Felten; Schriftführer: Raymond Koster; Kassierer: Marcel Weber; Beisitzende: Abbé Pierre Hau und Mathias Lehnen.

Bereits in diesem Jahr 1970 wurden die ersten Piustreffen in Remich, in Strassen und in Düdelingen organisiert, ein Zusammenwirken der Kirchenchöre auf Dekanatsebene, das bis heute seine Früchte getragen und immer wieder Hunderte von Cäcilianern begeistern konnte.

Von der anfänglichen Bezeichnung „Piusverband - Association St Pie X - Association Luxembourgeoise pour le Chant et la Musique dans la Liturgie" wurde später lediglich der erste zurückbehalten und der zweite in „Union Saint Pie X" abgeändert.

Im Herbst 1967 hatte sich die Arbeitsgruppe mit der Ausarbeitung der Statuten befasst; zahlreiche Vorschläge wurden eingereicht, aus denen die beste Fassung ausgewählt wurde. Schließlich wurde die definitive Fassung in der Generalversammlung des Piusverbandes vom 28. Februar 1970 gut geheißen und in der Folge von der kirchlichen Oberbehörde genehmigt. Von Anbeginn an schrieben die Statuten die Bezeichnung von Dekanatsvertretern fest, um eine möglichst breit gefächerte Mitarbeit und Verantwortung zur Basis hin zu gewährleisten.

Im „Canticum Novum" von April 1971 wurden die Mitgliederzahlen des Piusverbandes nach den 15 Dekanaten aufgelistet. Demnach zählte das Dekanat Luxemburg-Stadt damals 22 Vereine mit 914 Mitgliedern, gefolgt vom Dekanat Esch/Alzette mit 21 Vereinen und 847 Mitgliedern. Aus dem Dekanat Vianden gehörten lediglich zwei Vereine mit 47 Mitgliedern dem Verband an. Auf das Datum des l. Dezember 1970 umfasste der Verband 199 Chöre mit insgesamt 5593 Mitgliedern.

In einem auf den 19. Januar 1968 datierten Brief, Nummer S 48-1/68, teilte der damalige Bischof-Koadjutor Jean Hengen mit:
„Monseigneur l'Evêque vient de décider la réorganisation de la Commission de Liturgie. Elle sera formée désormais de trois sections (Art sacré, Liturgie pastorale, Musique Sacrée) dont chacune comprendra des membres ecclésiastiques et des membres laïcs, nommés tous pour une durée de trois ans." 
Eine erste Versammlung wurde auf Samstag, den 27. Januar 1968 um 14 Uhr anberaumt. In der Folge gab es streckenweise eine ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen dem Piusverband und der Liturgiekommission.

Am Samstag, dem 18. März 1972 fand im Home du Sacré-Coeur in Luxemburg-Bahnhof das „Pius-Treffen 1972", die eigentliche Generalversammlung statt, bei der außer den statutarischen Berichten Abbé Pierre Hau aus Differdingen über das Thema „Gesänge zum Introitus und zum Graduale (mögliche Gestaltungsformen)" referierte. Um 17 Uhr zelebrierte der Bischof von Luxemburg, Mgr Jean Hengen, einen feierlichen Gottesdienst, der von sämtlichen anwesenden Cäcilianern musikalisch und gesanglich umrahmt wurde. Auf jenes Datum, demjenigen der 3. Generalversammlung, waren schon 227 Vereine beim Verband gemeldet.

Seit der Drucklegung der ersten Nummer des „Canticum Novum" unter Verantwortung des Redakteurs Gilbert Schmidt im Auftrag des Vorstands bemühten sich die Verantwortlichen jeweils um ansprechende und interessante Beiträge, die sowohl dem nationalen als auch dem lokalen Geschehen gerecht wurden, regelmäßig aber auch grundsätzliche Themen vorstellten und auch heute noch immer wieder behandeln. Somit kommt der Verbandszeitung eine vorrangige informative und bildende Bedeutung zu, ohne dass jedoch die Ausbildung der Dirigenten, der Organisten und der Cäcilianer im allgemeinen vernachlässigt wird. Auch wechselten sich Mitteilungen, Berichte, Vorträge, Listen von geehrten und verstorbenen Mitgliedern der Chöre ab. Gelegentlich wurden auch interessante Partituren vorgestellt.

Bei der 4. Generalversammlung 1973 referierte Bistumskanzler Mathias Schiltz über das ansprechende Thema „Erneuerte Liturgie: neue Gestaltungsmöglichkeiten und Aufgaben". Dieses Referat stellte lediglich eine Einführung dar; das Thema selbst wurde in vier nachfolgenden Regionalkonferenzen eingehend behandelt. Deshalb organisierte der Piusverband liturgische Formationsabende mit dem Bistumskanzler, die einen beachtlichen Erfolg kannten.

Zwischendurch gingen dem Generalsekretariat immer wieder Neuanmeldungen von Chören aus allen Teilen des Landes zu. Zwischen dem 10. März 1972 und dem 7. März 1973 meldeten nicht weniger als neun Chöre ihre Mitgliedschaft an.

Am Sonntag, dem 10. Februar 1974 fand erneut im Home du Sacré-Coeur in Luxemburg-Bahnhof die Generalversammlung statt, die fünfte Jubiläumsversammlung. Eine von Generalsekretär Alphonse Felten vorgelegte Statistik stellte den eigentlich unerwarteten Aufschwung des Verbandes eindeutig unter Beweis: 1969: 135 Vereine, 4300 Mitglieder; 1970: 168 Vereine, 5000 Mitglieder; 1971: 218 Vereine, 6000 Mitglieder; 1972: 227 Vereine, 6300 Mitglieder; 1973: 235 Vereine, 5900 Mitglieder; 1974: 240 Vereine, 6280 Mitglieder.

Dass sich der Piusverband seit seiner Gründung einer besonderen Beliebtheit und einer nicht zu verkennenden Hochachtung erfreute, das geht nicht nur aus dem regen Zuspruch der Chöre hervor; die jeweiligen Generalversammlungen wickelten sich im Beisein zahlreicher Vereinsvertreter, aber auch vieler Ehrengäste ab, unter ihnen der Bischof von Luxemburg, in der Regel der zuständige Kulturminister, Vertreter des Bistums und Abgeordnete.

Keine der bisherigen Generalversammlungen beschränkte sich auf die statutarischen Berichte, sondern stand unter einem bestimmten Thema, das aus berufenem Munde dargelegt wurde. 

Beim Pius-Treffen 1972, also der Generalversammlung, referierte im Home du Sacre-Coeur in Luxemburg Abbé Pierre Hau über das Thema „Gesänge zum Introitus und zum Graduale (Mögliche Gestaltungsformen)". Bei der 5. Jubiläums-Ceneralversammlung war es Abbé Emile Seiler aus Echternach, ein Mitarbeiter der ersten Stunde, der das nicht leichte Thema „Die musikalische Gestaltung der kirchlichen Trauung und des christlichen Begräbnisses" behandelte. Dieses wie auch diejenigen der Vorjahre wurden im Anschluss an die Jahresversammlung im „Canticum Novum" veröffentlicht mit dem Ziel, die Ausführungen einer breiteren Leserschaft zugänglich zu machen und innerhalb der Chöre Überlegungen über die zumeist mit wertvollen Hinweisen gespickten Referate anstellen zu lassen; die diesbezügliche Entwicklung hat den Vorstand des Piusverbandes übrigens in seiner Erwartung bestätigt.

Auch auf finanzieller Ebene waren dem Verband in den ersten Jahren enge Grenzen gezogen: im Jahre 1974 bezog der Verband, der immerhin 6000 Mitglieder zählte, in staatliches Subsid von sage und schreibe 20 000 F. Dieser Umstand wurde denn auch mit Bedauern in der Vorstandssitzung vom 28. Januar 1974 zur Kenntnis genommen. Im Sitzungsbericht kommt die Klage zum Ausdruck:" Auch wird das staatliche Subsid von 20 000 F als zu niedrig für einen nationalen Verband mit 6000 Mitgliedern empfunden, im Hinblick darauf, daß der Kirchenchor in vielen Ortschaften der einzige Verein ist, der eine kulturelle Tätigkeit ausübt und bei Lokalfeiern, z.B. Großherzogs Geburtstag, eine offizielle Mission erfüllt. Im Anschluß daran wird gefordert, daß der Pius-Verband in der Öffentlichkeit mehr in Erscheinung tritt."


Die Periode der Festigung

Inzwischen hatte sich der Piusverband nach fünfjähriger, intensiver Arbeit derart in das kulturelle und religiöse Leben des Landes eingearbeitet, dass er nicht mehr daraus wegzudenken war.

Die Treue der Mitglieder geht aus der 1974 verliehenen Zahl von Auszeichnungen hervor: 78 Gold- und 72 Silbermedaillen sowie 756 Verdienstabzeichen.

Auch waren im Laufe des Jahres 1973 in allen Dekanaten nicht weniger als 16 Wahlversammlungen abgehalten worden, deren Hauptaufgabe in der Bezeichnung der Dekanatsvertreter bestand.

Am Nachmittag des Sonntags, 17. November 1974, wurde der neue Vorstand im bischöflichen Palais in Luxemburg von Mgr Jean Hengen, Bischof von Luxemburg, in Audienz empfangen. Anschließend fand eine Arbeitssitzung statt, bei der der Präsident bezeichnet wurde. Auf Pol Wagener entfielen in geheimer Wahl 35 der 38 abgegebenen Stimmen, je eine Stimme erhielten Arthur Keilen und Abbé René Ponchelet, ein Stimmzettel wurde weiß abgegeben.

„Der austretende Generalsekretär Alphonse Felten erklärt überraschend, aus Gesundheitsrücksichten für das Amt leider nicht mehr kandidieren zu können", so der Sitzungsbericht. Einige vorgeschlagene Kandidaten lehnen das Amt aus verschiedenen Gründen ab. Somit sind wieder alle Vorstandsmitglieder mit Ausnahme der Herren WAGENER und FELTEN Kandidat. Im l. Wahlgang erhielt kein Kandidat die absolute Mehrheit. Im 2. Wahlgang erhielten: HH. SCHMIT: 22 Stimmen (gewählt) KEILEN: 12 Stimmen Abbé HAU: 2 Stimmen QUARING: 2 Stimmen STEYER: 1 Stimme. Auf die Anfrage des Präsidenten, nimmt Herr G. SCHMIDT den Posten eines Generalsekretärs mit Vorbehalt an."

Im Dezember 1974 erschien die Nummer 13 des „Canticum Novum", dann wurde die Reihe bis Oktober 1976 als gedruckte Ausgabe eingestellt; im Dezember 1975 erschien unter Nr 14-15 eine vervielfältigte Ausgabe, in der diese Pause „umständehalber" erläutert wird.

Im Mittelpunkt der 7. Generalversammlung standen einerseits ein interessantes Referat von Pfarrer Pierre Hau aus Walferdingen zum Thema „Der Gesang in der heutigen Liturgie - Kirchenmusik und neues Magnificat" und andererseits, als Rahmenprogramm, ein geistliches Konzert des Ensemble Vocal St Alphonse unter Leitung von Raymond Koster.

In jenes Arbeitsjahr fiel die Entscheidung, den Cäcilianern bereits nach fünf Jahren ein Verdienstabzeichen zu verleihen - dies bedingte die Ausarbeitung neuer Ausführungsbestimmungen bezüglich der Verleihung von Auszeichnungen - und den Veranstaltern von Sängertreffen ein Subsid zuzuteilen. Damals zählte der Verband 241 Chöre mit 5940 Sängern, davon 3889 Herren und 1319 Damen. 1975 wurden landesweit nicht weniger als neun Sängertreffen organisiert: in Echternach, Schouweiler, Arsdorf, Bissen, Diekirch, Sandweiler, Berdorf, Niederkorn und Itzig. Im selben Jahr wurden 397 Verbandsabzeichen sowie 48 Gold- und 57 Silbermedaillen vergeben.

Während der Generalversammlung wurde der Jahresbeitrag ab 1976 für Sänger ab 16 Jahren auf 30 F festgelegt. Auch wurde eine geringfügige Statutenänderung vorgenommen: der Vorstand wurde um zwei Vizepräsidenten erweitert, um den Repräsentationspflichten der Vorstandsmitglieder neue Möglichkeiten einzuräumen.

Seit Anbeginn spielten die Kirchenchöre auch eine bedeutende Rolle bei der Übertragung der sonntäglichen Rundfunkmesse, Kompetenzbereich von Georges Vuillermoz, Diözesanbeauftragter für religiöse Sendungen bei RTL, der sich dieser nicht leichten Aufgabe stets mit Sachkenntnis, Einfühlungsvermögen und, wenn erforderlich, Behutsamkeit annahm. 

Bei der Einführung des neuen Magnifikat reichte der Piusverband in allen Gegenden des Landes in zahlreichen Pfarreien und bei vielen Chören die Hand zur Mitarbeit. Die neuen Bestimmungen des Konzils in die Wirklichkeit umzusetzen war eine schwierige Aufgabe, die mehr als nur Fingerspitzengefühl verlangte, da nach wie vor und mehr denn je diametral entgegengesetzte Konzepte sich gegenüberstanden oder sich sogar bekämpften: Bücher, Zeitschriften, Nachschlagewerke, aber auch Kopien von Partituren und Texten wurden den Chören zur Verfügung gestellt.

Gilbert Schmidt, der, wie erwähnt, in der Sitzung im Bistum von Sonntag, dem 17. November 1974 zum Generalsekretär gewählt worden war und sein Mandat mit Vorbehalt angenommen hatte, musste bereits kurze Zeit später ersetzt werden, ein schwieriges Unterfangen, da sich keine Kandidaten bereit fanden, bis schließlich der frühere Generalsekretär Alphonse Felten aus Luxemburg sich dieses Amtes annahm und es auch zur vollsten Zufriedenheit ausführte.

Im Laufe des Jahres 1976 wurden acht Sängertreffen organisiert, 71 Sänger wurden mit der Gold- und 97 mit der Silbermedaille ausgezeichnet, das Verdienstabzeichen ging an 348 weitere. Zwei Nummern des „Canticum Novum" wurden herausgegeben. Pfarrer Pierre Hau erläuterte erneut die Arbeitsweise mit dem neuen Magnificat, die auch wiederholt, in regelmäßiger Folge im „Canticum Novum" zur Sprache kam. Hier fehlte es auch nie an beachtenswerten praktischen Empfehlungen für die musikalische und gesangliche Mitgestaltung der Gottesdienste, die in der Regel ebenfalls aus der Feder von Pierre Hau stammten.

Aufgrund eines günstigen Angebots durch die Sankt Paulus-Druckerei entschloss sich der Vorstand am 23. Oktober 1976 dazu, das „Canticum Novum" erneut dort drucken zu lassen. Zwischen dem Verband und dem Bischof von Luxemburg kam es zu regelmäßigen Besprechungen, die vollste Übereinkunft der Sicht und die stete Unterstützung durch das Bistum ergaben. Um die Ausbildung der Organisten, Dirigenten und Sänger hat sich im Laufe der Jahre Abbé René Ponchelet als Mitglied der Exekutive sehr verdient gemacht: durch gezielte Aus- und Aufbauarbeit hat er es ihnen ermöglicht, ihrer Aufgabe noch besser gerecht zu werden. Auch wurde den Aktiven über den Weg des „Canticum Novum" immer wieder angeraten, im nahen Ausland an verschiedenen Ausbildungskursen und -seminaren teilzunehmen.

Nach außen hin stellten sich die Chöre in regelmäßigen Abständen durch die bekannten Sängertreffen vor und dar, nahezu die einzige Möglichkeit, gelegentlich vor die Gläubigen und Musikliebhaber zu treten und ihnen den Beweis ihres Könnens zu zeigen. In der Regel ist der Kirchensänger nämlich ein recht bescheidener Kulturarbeiter, der dem Singen und Musizieren nicht um der eigenen Ehre willen zu Diensten ist, sondern zur Ehre Gottes und zur Erbauung der Menschen wirkt; deshalb auch liegt es ihm nahe, von der Empore aus bescheiden und einfach im Dienste der Allgemeinheit zu stehen.

Neben dem Mitwirken bei religiösen Feiern kam und kommt gottlob immer wieder auch die Begabung im nichtkirchlichen Bereich zum Tragen: Auftritte bei weltlichen Konzerten, Theateraufführungen, kulturelle Veranstaltungen. Gleichsam zum Kitten des inneren Zusammenhalts stehen die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Mitgliedern, die durch gemütliches Beisammensein, gemeinsam verbrachte Familienabende, Ausflüge und Urlaubsaufenthalte immer wieder genährt werden.

In seiner Sitzung vom 16. April 1977 im Home du Sacré-Coeur in Euxemburg nahm der Vorstand mit Bedauern die Demission des seit 1975 als Vizepräsident fungierenden Pierre Hinger an, der dem Komitee seit der Gründung des Verbandes angehört und wertvolle Arbeit geleistet hatte. In der Sitzung vom 9. Juli 1977 wurde Jean Diederich aus Ettelbrück zum Vizepräsidenten neben Georges Kuffer ernannt; er führte das Mandat Pierre Hingers bis Ende 1978 zu Ende.

1977 wurde dem Piusverband ein Mandat im vom damaligen Kulturminister Robert Krieps eingesetzten „Conseil Permanent pour l’Animation Culturelle" anberaumt; zu seinem Vertreter ernannte der Piusverband Carlo Hommel aus Bissen.

Da sich im Laufe der Jahre herausstellte, dass von den insgesamt 48 teilnahmeberechtigten Mitgliedern des Verbandsvorstandes deren lediglich 12 bis 22 den Sitzungen regelmäßig beiwohnten, wurde 1977 der in den Statuten vorgesehene Exekutivvorstand ins Leben gerufen; ihm gehörten an Präsident Pol Wagener, Generalsekretär Alphonse Felten, Kassierer Mathias Lehnen, die beiden Delegierten Arthur Keilen und Simon Schaack sowie Liliane Dimmer als Schriftführerin.

Mit dem 9. Piustreffen, Bezeichnung für die Generalversammlung, wurde am Samstag, dem 15. April 1978 eine Neuerung eingeführt dahingehend, dass die Generalversammlung sich durch eine Andacht unter dem Motto „Hommage à Marie" in der Kathedrale fortsetzte, die von Mgr Jean Hengen zelebriert und von den anwesenden Cäcilianern des ganzen Landes mitgestaltet wurde. Das musikalische Programm wurde im „Canticum Novum" abgedruckt und erlaubte somit eine nachfolgende, öftere Verwertung innerhalb der Chöre. 1979 stand die Marienvesper am Samstag, dem 5. Mai um 19.30 Uhr in der Kathedrale ebenfalls unter dem Zeichen der Marienverehrung.

Im übrigen ergingen fortan zahlreiche Informationen und besonders Vorschläge an die Chöre, was die „Liedprogramme für die Sonntagsmesse" anbelangt, Titel einer regelmäßigen Rubrik im Verbandsorgan.
Am l. Januar 1978 zählte der Verband 248 angeschlossene Chöre, davon 145 gemischte Chöre, sowie 97 Männer- und fünf Damen- und Kinderchöre; die 6178 Mitglieder teilten sich auf in 3740 Herren (60,54%), 1589 Damen (25,72%) und 849 Kinder (13,74%).

Das „Canticum Novum" fasste auch die wichtigsten Presseberichte vornehmlich über die Sängertreffen in den einzelnen Dekanaten des Landes zusammen und veröffentlichte sie in übersichtlicher Form.
Eine gern gelesene Rubrik war auch die mit „Aus der Reihe Luxemburger Kirchenmusiker" betitelte, in der nicht nur Leben und Werk der betreffenden Musiker zur Sprache kamen, sondern auch manche Partituren veröffentlicht wurden.

Die ergiebigen Listen von Jubilaren aus allen Teilen des Landes, die durch den Verband ausgezeichnet worden waren, gaben und geben noch immer Zeugnis von der Treue der Kirchensänger zu dem Ideal, dem sie sich verschrieben haben; die Aufreihungen werden auch in Zukunft nicht abnehmen, ganz im Gegenteil, und dem ist auch gut so, allein schon wegen des vortrefflichen Beispiels von Einstand, Treue und Ausdauer, das die Jubilare der Jugend derart vermitteln.

Damals waren Sekretariat und Dokumentationszentrum nach wie vor auf Nummer 2 in der Rue du Fort Elisabeth untergebracht; sie waren lediglich montags und freitags, jeweils von 14 bis 18 Uhr, sowie mittwochs von 8 bis 12 Uhr geöffnet. Als sich jedoch die anstehende administrative Arbeit mit den Jahren anhäufte, mussten die Öffnungszeiten notgedrungen ausgeweitet werden.


Das 10. Jubiläum

Das Jahr 1979 wird als dasjenige des Abschlusses der Aufbauphase während der ersten zehn Jahre in die Verbandsgeschichte eingehen. Es versteht sich von selbst, dass dieses Jubiläum denn auch gebührend gefeiert werden musste.

Nun waren es zehn Jahre her, dass der damalige, inzwischen am 11. Juni 1978 als 5. Bischof von Luxemburg verstorbene Léon Lommel seine Genehmigung zu einer Neufassung der Statuten erteilt und die Leitung des Dachverbandes der Kirchenchöre weitgehend in die Hände der Laien gelegt und somit dem Piusverband einen neuen Auftrieb gegeben hatte. In der Folge waren Delegierte auf Dekanatsebene gewählt sowie Liturgie- und Kirchenmusikexperten ernannt worden, die sich gemeinsam mit Bischof-Koadjutor Jean Hengen am 10. November 1969 im Home du Sacré-Coeur trafen und bei dieser Gelegenheit den Präsidenten und den Generalskeretär wählten.

So wurde denn der Sonntag, 18. November 1979 ausgewählt als der Tag, an dem ein großes, imposantes Jubiläumskonzert unter Leitung von Abbé René Ponchelet mit Domorganist Maître Albert Leblanc an der Orgel in der Kathedrale von Luxemburg stattfinden sollte. Einem ersten Aufruf zur Mitarbeit gaben nicht weniger als 60 Chöre mit 1417 Sängern statt, die in wochenlanger Probearbeit 23 mittels einfühlsamer, von Präsident Pol Wagener vorgetragener Texte miteinander verbundene Werke einübten.

An dieser „Veillée spirituelle et artistique" unter dem Leitmotiv „Adveniat Regnum Tuum" nahmen schließlich zwischen 900 und 1000 Sängerinnen und Sänger teil; auf den Ehrenplätzen hatten zahlreiche Vertreter des kirchlichen, kulturellen und politischen Lebens Platz genommen, allen voran Bischof Jean Hengen, Kammerpräsident Léon Bollendorff, Staatsminister Pierre Werner, die Minister Jean Wolter, Jacques Santer und René Konen, Staatssekretär Ernest Mühlen, Abgeordnete, Stadträte, Vertreter der UGDA, Vorstandsmitglieder des Piusverbandes und der angeschlossenen Vereine. Es war eine imposante Feier, die bislang hierzulande in einem derartigen Umfang wohl ihresgleichen sucht; die „Veillée" wurde auch auf Musikkassette aufgezeichnet und somit der Nachwelt erhalten. Ein bislang einmaliges Erlebnis innerhalb des Piusverbandes, eine grandiose Apotheose zum 10. Geburtstag.
Eine anlässlich dieses Jubiläumskonzertes durchgeführte Kollekte erbrachte die erkleckliche Summe von 41 000 F, die den Flüchtlingen aus Kambodscha zugute kam. Mit dem 10. Jubiläum endete auch das Mandat des Generalsekretärs Alphonse Felten, der mit an der Wiege des Verbandes gestanden und sich sehr um ihn, um die Kirchenmusik und um die Kultur im allgemeinen verdient gemacht hatte; aus Gesundheitsgründen sah er sich gezwungen, das Mandat zur Verfügung zu stellen. Zum Zeichen des Dankes nahm er in der Vorstandssitzung vom 9. Dezember 1979 zum Zeichen des Dankes eine Armbanduhr entgegen.

In derselben Sitzung wurde Pol Wagener mit 40 von insgesamt 42 Stimmen als Präsident bestätigt, Georges Kuffer und Jean Diederich behielten ihr Mandat als Vizepräsidenten und zum neuen Generalsekretär wurde mit 26 von 40 Stimmen Arthur Keilen aus Schifflingen gewählt.


Aufbruch in das 2. Jahrzehnt

Die Feierlichkeiten zum 10. Jubiläum, die besonders durch die imposante Zusammenarbeit im Hinblick auf die „Veillée spirituelle et artistique" die Zusammengehörigkeit der Kirchenchöre zu einem großen und geeinten Verband unter Beweis stellten, gaben sowohl dem derart von den Vereinen gestützten Verband als auch den Vereinen selbst einen neuen Auftrieb; allenthalben wirkten auf zwischenpfarrlicher und regionaler Ebene Chöre zusammen, um ein gemeinsames Programm zu erarbeiten und vorzustellen.

Man merkte den Aufschwung ebenfalls an der Zahl der Chöre, die dem Verband als neue Zellen beitraten: bei der Generalversammlung vom 26. April 1980 verzeichnete er 252 Chöre mit 6879 Mitgliedern.

Die Beteiligung des Verbandes an den vom Kulturministerium organisierten „Semaines d'animation culturelle" wurde ebenfalls zugesichert: zu 20,7% zeichneten die dem Piusverband angegliederten Vereine für die Veranstaltungen dieser Kulturwochen verantwortlich.

Abbé René Ponchelet und Organist Pierre Drauth erteilten Direktions- und Orgelkurse und waren so zahlreichen Interessenten zu Diensten.

Auch bei der kirchlichen Oberbehörde und bei den Regierungsstellen gewann der Piusverband zunehmend an Achtung und an Anerkennung. Dies bewirkte eine zahlenmäßig höhere Beteiligung vor allem der Regierungsvertreter bei den offiziellen Veranstaltungen des Verbandes.

Der 12. Juli 1980 wird als weiterer Markstein in die Geschichte des Verbandes eingehen: an jenem Tage zogen das Sekretariat und das Dokumentationszentrum in das Herz der Hauptstadt, auf Nummer 3 in der Rue du Curé, 2. Stockwerk, um. Die Räumlichkeiten wurden dem Verband durch das Bischöfliche Ordinariat zur Verfügung gestellt; der Verband ist bis Juli 2004 in diesen Räumlichkeiten geblieben, obschon sie infolge des zunehmend größeren Betätigungsfeldes aus allen Nähten zu platzen drohten.

Das Sekretariat dehnte auch seine Öffnungszeiten aus: von Dienstag bis Freitag einschließlich, jeweils von 14 bis 17.30 Uhr.

Ausgeweitet wurde auch die Herausgabe des „Canticum Novum", die mit vier Ausgaben im Jahr ihre „vitesse de croisière" erreichte.

Im Jahre 1980 wurde der Beschluss gefasst, der alljährlichen Generalversammlung regionale Versammlungen mit Diskussion der Berichte sowie freier Aussprache über Vereins- und Verbandsprobleme vorauszuschicken, eine Neuerung, die sich in der Folge als vorteilhaft erweisen sollte. Im Hinblick auf die 12. Generalversammlung am 9. Mai 1981 im Konvikt in Luxemburg fanden Regionalversammlungen in Luxemburg, Ettelbrück, Esch/Alzette und Grevenmacher statt. Der Umfang und die Tiefe der angesprochenen Themenkreise untermauern eindeutig, dass die Regionalversammlungen einem echten Bedürfnis entsprechen.

Auf musikalischem Gebiet widmeten der Vorstand und das Verbandsorgan „Canticum Novum" den anstehenden Fragen und Problemen einen breiten Raum, ob es sich nun um den gregorianischen Gesang, um die gemischten Chöre, um die geeigneten liturgischen Gesänge, um die Ausbildung der Dirigenten, Organisten und Sänger, um treffende Orgel- und Gesangpartituren handelte; die Zeitschrift veröffentlichte unzählige Anregungen, auch wenn gelegentlich bedauert werden musste, dass sie von den Sängerinnen und Sängern in ungenügendem Maße eingesehen wurde. Nicht zuletzt aus Sparmaßnahmen ergab sich deshalb die Notwendigkeit einer drastischen Kürzung der Auflagenzahl, die 1990 in die Ausarbeitung eines moderneren Designs und in eine inhaltliche Neufassung mündete. Hatte die Nummer 32/Oktober 1980 noch eine Auflage von 5700 Exemplaren, so wurde die folgende Nummer von Dezember 1980 den Bedürfnissen entsprechend auf 4000 zurecht gestutzt.

Im allgemeinen ist das „Canticum Novum" eine echte Fundgrube für die umfassenden Aktivitäten des Verbandes als solcher, aber auch der Vitalität unserer Chöre landweit: Konzerte, Veranstaltungen, Ehrungen, Aufrufe, aber auch Todesfälle der Mitglieder spiegeln sich darin wider.

Um die Interessen, aber auch die Anliegen und Sorgen der angeschlossenen Vereine, der Mitglieder, der Organisten und der Chorleiter in Erfahrung zu bringen, wurden gelegentlich umfassende Umfragen ausgearbeitet und später ausgewertet; dies war Ende 1980 der Fall, als die Antwortbogen der Organisten eingesammelt und ausgewertet wurden.

Während der Generalversammlung 1981 ging Generalsekretär Arthur Keilen an Hand von Zahlenmaterial auf einige wichtige Feststellungen ein: Von den insgesamt 250 angeschlossenen Vereinen zählten deren 18 oder 7% weniger als zehn Aktive, 77 Vereine oder 31% stellten die größte Gruppe mit Aktiven zwischen 20 und 29 Jahren, 70 Vereine oder 28% der im Piusverband zusammengeschlossenen Vereine zählten zwischen 30 und 50 Mitgliedern und über 50 Mitglieder zählten 25 Vereine oder 10%. Auch zeigte er die Entwicklung im Bereich der gemischten Chöre auf: im Jahre 1976 waren von den 241 Chören lediglich 127 gemischt, 1980 war ihre Zahl bereits auf 201 oder 80% der Chöre gestiegen.
1980 hatte der Verband dann auch die Kinder nach Berdorf zu einer ersten „Journée des Petits Chanteurs du Diocèse" zusammengerufen. Im selben Jahr fanden sich auch die Organisten auf Einladung des Verbandes zusammen, um verschiedene spezifische Fragen zu erörtern. Am Sonntag, dem 18. Oktober 1981 um 15 Uhr fand in der Sporthalle in Bartringen die 1. "Journée des Petits Chanteurs" statt; hier sangen 400 Sängerinnen und Sänger aus 15 Chören zusammen.

Schon damals wurden mehrmals im Jahr gezielte Zusammenkünfte dazu genutzt, bei den Vereinen das Gefühl zu vermitteln, in ein größeres, übergeordnetes Ganzes eingebettet zu sein, vornehmlich durch eine eigene Gruppe in der Schlussprozession, durch das jährliche Piustreffen, die gewohnte Generalversammlung und die periodischen Sängertreffen mit einer Beteiligung von rund 300 Sängerinnen und Sängern. Zusätzlich wurden vereinseigene Jubiläen und geistliche Konzerte patroniert und subsidiiert.

In den ersten 12 Jahren, seit der Gründung des Piusverbandes, gesellten sich zahlreiche Chöre mehrmals im Jahr zusammen, um ein Sängertreffen zu organisieren; allein ihre Zahl unterstreicht die Begeisterung der Chöre in dieser Hinsicht: 1969: Erstes Sängertreffen am 16. November in der Kathedrale, 1970: 2; 1971: 2; 1972: 3; 1973: 2; 1974: 2; 1975: 9; 1976: 8; 1977: 4; 1978: 5; 1979: 7; 1980: 6. Inhaltlich und organisatorisch entsprachen und entsprechen noch immer die Sängertreffen den beiden großen, gesteckten Zielen: einerseits den beteiligten Kirchenchören ein Selbstbewusstsein zu vermitteln oder, sofern es in Gefahr ist, wiederzugeben und andererseits besonders den kleinen Chören die Möglichkeit zu bieten, aus ihrer Isolierung herauszufinden, Kontakte und Freundschaften zu knüpfen und zu vertiefen, das Wissen und Können anderer Chöre zu schätzen und zu nutzen, eine kritische Haltung zu fördern, sich in ein großes, übergeordnetes Ganzes einzureihen und vor allem von anderen zu lernen.

Im Laufe des Jahres 1981 wurden 334 Verdienstabzeichen für fünf Jahre Dienst, 104 Silbermedaillen für 20 Jahre, 75 Goldmedaillen für 35 Jahre und sogar 40 Medaillen mit Palmetten für 50 Jahre Dienst verliehen; in den nationalen Orden wurden 23 Cäcilianer ausgezeichnet.

Das Jahr 1982 begann für den Piusverband mit einem Trauertag, als am 12. Januar nach langer Krankheit der am 14. Mai 1914 in Kehlen geborene Lehrer und frühere Generalsekretär Alphonse Felten in ein besseres Jenseits abberufen wurde. Bekanntlich war er am 10. November 1969 etwas überraschend zum ersten Generalsekretär des Verbandes gewählt worden. Von klein auf war er aktiver Sänger, Organist und Dirigent, später wurde er Vizepräsident, dann Vorsitzender des Kirchenchores in Luxemburg-Bahnhof. Schon nach einem ersten Mandat als Generalsekretär wollte er es wegen seiner angeschlagenen Gesundheit zur Verfügung stellen, nahm dann aber auf Drängen seiner Freunde davon Abstand und setzte seine unermüdliche Arbeit um die Kirchenmusik und um den Piusverband fort, um die er sich sehr verdient gemacht hat. Mit Sicherheit wäre der Verband heute nicht, was er ist, hätte er nicht während zehn Jahren, von 1969 bis 1979, die Begabung und die Vorzüge von Alphonse Felten nutzen können.

Der Vorstand des Verbandes hielt mit den Jahren darauf, die Mitglieder möglichst gut mittels privater Versicherung abzusichern. So wurden eine vorteilhafte Haftpflicht, eine zugeschnittene Unfallversicherung und eine weit gefasste Kaskoversicherung eigens für den Piusverband geschaffen; seither konnten denn auch schon manche Mitglieder im Bedarfsfall darauf zurückgreifen.

Materielle Hilfeleistung auch, was die an die angeschlossenen Chöre vergebenen Subsidien anbelangt. Hierzu wurde ein eigenes Reglement ausgearbeitet, das sich auf die Jubiläen des 25., des 50., des 75., des 100., des 125. und des 150. Jubiläums bezog. Hauptbedingungen sind, dass der Jubilarverein die Schirmherrschaft des Piusverbandes beantragt und sie in seinen Schriften veröffentlicht und dass die Festfeier wenigstens eine Gedenkmesse und eine weitere Veranstaltung wie Konzert oder Festsitzung begreift. Zuschläge zum Subsid werden gewährt für Broschüre, Andenken von künstlerischem Wert, Beteiligung von dem Verbande angegliederten Vereinen, Ausdehnung der Feierlichkeiten auf eine Festwoche mit mehreren Veranstaltungen, gleichzeitige Fahnenweihe und gleichzeitige Orgelweihe, wenn sich der Verein maßgeblich an der Anschaffung oder an der Renovierung beteiligt hat, gewährt. Diese Bedingungen traten am l. Januar 1983 in Kraft, wurden jedoch im Jahre 2003 dadurch ergänzt, dass den Vereinen auch außerhalb der vorerwähnten Jubiläen Subsidien zuerteilt werden können.

Im Januar 1983 organisierte der Piusverband unter dem Hohen Protektorat des Bischofs von Luxemburg und des Kulturministers einen Komponistenwettbewerb für Kirchenlieder in luxemburgischer Sprache. Der Wettbewerb begriff drei Teile: Verfassung von Texten in luxemburgischer Sprache, die sich vertonen lassen sollten; Vertonungen bereits bestehender luxemburgischer Texte; Komponieren und Texten ein- oder mehrstimmiger neuer Lieder in luxemburgischer Sprache. Der Einsendetermin wurde auf den 1.Juli 1983 festgelegt. Alles in allem gingen nicht weniger als 410 Texte und Gesänge ein, die von einer eigens eingesetzten Jury eingehend geprüft wurden, um schließlich die Preise an 38 Gewinner zu verteilen.

In der Kategorie A (Texte), wurde folgendes Klassement erstellt; l. Tun Gonner, Diekirch; 2. Emile Ludivig, Cruchten; 3. Erny Evrard, Oberkorn; 4. Schwester Irma Hellbach, Diekirch; 5. Alice Fisch, Bereldingen; Kategorie B (Melodie): l. Nicolas Schuh, Luxemburg; 2. Norbert Hoffmann, Luxemburg; 3. Beby Kohl, Walferdingen; 4.Léon Lassans,Eschdorf; 5. Hubert Hausemer, Bettemburg; Kategorie C (Text und Melodie): l. Erny Evrard, Oberkorn, 2. Nicolas Schuh, Luxemburg; 3. J.-M. Kieffer, Remich, 4. Gritty Weydert-Kariger, Luxemburg, 5. Père Herrmann Miller, Ettelbmck. Nach Veröffentlichung der Preisliste wurden zahlreiche prämierte Werke im „Canticum Novum" abgedruckt.

Im Jahre 1983 fanden Sängertreffen in Ell, Remich, Ettelbrück, Heiderscheid, Differdingen-Fousbann (3. Kindersängertag), Sandweiler, Heffingen, Niederkerschen und Düdelingen statt. Am „3. Kannersängerdag" in Differdingen-Fousbann nahmen 400 Kinder und Jugendliche teil, nach einer von Abbé René Reuter auf dem „Galgebierg" in Beles zelebrierten Messe waren alle zur Beteiligung an einer „Olympiade" mit Quiz, Geschicklichkeitsspielen, Picknick und Preisverteilung eingeladen.

1984 wurden die Sängertreffen in folgenden Ortschaften abgehalten: Folschette, Wasserbillig, Differdingen-Fousbann, Hostert und Koerich.

Im zweiten Jahrzehnt seines Bestehens wurde der Piusverband, gleichsam zur offiziellen Anerkennung, in mehrere nationale Gremien berufen, so erließ am 28. Juli 1982 Staats- und Kulturminister Pierre Werner ein ministerielles Reglement, das ein „Comité National d'Organisation pour l'Année Européenne de la Musique 1985" einsetzte und in dem auch der Piusverband vertreten war.

Am 22. Oktober 1983 versammelten sich einige Interessenten unter dem Vorsitz von Generalsekretär Arthur Keilen, um innerhalb einer eigenen Kommission die Möglichkeit einer engeren Zusammenarbeit mit der internationalen Vereinigung „Pueri Cantores" zu erörtern. Die von gewissen Kreisen ins Auge gefasste Schaffung eines eigenständigen Verbandes bei Angliederung an den Piusverband und an die internationale Föderation wurde abgelehnt.

Am l. Januar 1984 zählte der Piusverband insgesamt 7388 Mitglieder, davon 3490 Herren, 2682 Damen und 1216 Kinder, die in 269 Chören zusammengeschlossen waren, nämlich 37 ausschließliche Männerchöre, 15 Damen- und Kinderchöre sowie 217 gemischte Chöre. 1985 fielen die Zahlen vor allem durch die sinkende Zahl der Kindersänger von 1216 auf nur 697 ab, von den 15 Damen- und Kinderchören des Vorjahres verblieb lediglich ein einziger, und auch die Gesamtzahl der Chöre fiel von 269 auf 256 zurück.

Statutengemäß wurde der Vorstand im Herbst 1984 erneuert; in den Exekutivvorstand wurden berufen: Präsident: Pol Wagener, Vizepräsidenten: Jean Diederich und Georges Kuffer; Generalsekretär: Jean Even; Generalkassierer: Mathias Lehnen; Beisitzende: Henri Kohnen und Simon Schaack.

Höhepunkt des Jahres 1985 war die rege Beteiligung einer sehr großen Zahl von Cäcilianern an den von Papst Johannes-Paul II. in Esch/Alzette und Luxemburg zelebrierten Messen: nicht weniger als 1858 Sängerinnen und Sänger stellten sich in den Dienst der Diözese, um am Eingang zum Belval-Werk in Esch/Alzette unter Leitung von Johny Huybrechts und auf dem Glacis in Luxemburg unter Leitung von Abbé René Ponchelet die Messen gesanglich zu umrahmen, in Esch/Alzette beteiligten sich 427 Sänger, in Luxemburg 1431. Somit leistete der Piusverband einen exemplarischen organisatorischen und musikalischen Beitrag zu einem außergewöhnlichen Ereignis.

In den Jahren 1985 und 1986 befassten sich der Exekutivvorstand und der Große Vorstand mit der Abänderung verschiedener Artikel der Statuten und stellten sie in der Folge dem Erzbischof von Luxemburg zu. Während der 18. Generalversammlung am 9. Mai 1987 im Centre Convict in Luxemburg wurden die Statuten angenommen.

Die Vereine waren und sind an Fachzeitschriften sehr interessiert; durch die Vermittlung des Verbandes beziehen sie die ausländischen Veröffentlichungen „Caecilia" und „Choristes" neben dem verbandseigenen „Canticum Novum". Zu Beginn der 90er Jahre setzten sich Vizepräsident Simon Schaack und die Beisitzende Marie-Thérèse Meyers an die langwierige Arbeit, das Dokumentationszentrum zu ordnen und es somit noch besser und noch wirksamer in den Dienst der Benutzer zu stellen, Anschließend standen mehr als 2300 Partituren übersichtlich geordnet zur Verfügung. In diese Richtung zielten auch die Bereitstellung einer kleinen Orgel und einer Stereoanlage im Dokumentationszentrum, die den Besuchern, zumeist Dirigenten und Organisten, neue Möglichkeiten eröffneten. Seit Jahren schon trug das Generalsekretariat des Verbandes auch wirksam zu den jeden Sonntag von RTL übertragenen Radiomessen bei: es unterbreitete auf Anfrage persönliche Empfehlungen und brachte auch verschiedene Anregungen über den Weg des „Canticum Novum" an, es verschickte aber auch Formulare an die Verantwortlichen der Chöre, auf die die Dirigenten das musikalische und gesangliche Programm eintragen, wie es allwöchentlich im „Letzebuerger Sonndesblad" veröffentlicht wurde. Auch dies ist ein Weg der gegenseitigen Hilfestellung und eine Möglichkeit, die vorzügliche Arbeit der Chöre landesweit unter Beweis zu stellen.

Gleichzeitig mit dem Ausbau und der Festigung der Europäischen Union fanden sich auch die kirchenmusikalischen Verbände zu gemeinsamen Beratungen zusammen. Im September 1988 fand in Straßburg die Gründungsversammlung der „Europäischen Konferenz der Musikverbände" statt, bei der die Statuten der neuen europäischen Vereinigung erstellt und verabschiedet wurden. Die zweite Tagung wurde vom 6. bis zum 8. September 1989 im Konviktzenter in Luxemburg abgehalten. Seither finden sich die Delegierten der nationalen Verbände jedes Jahr, im Prinzip im September, zu mehrtägigen Beratungen zusammen.

In der Sitzung des Exekutivvorstandes vom 2. Februar 1986 hatte Generalkassierer Mathias Lehnen bekundet, sein Mandat in andere Hände übergeben zu wollen; am 20. Februar 1988 konnte der neue Generalkassierer Nicolas Adam aus Bonneweg vorgestellt werden, der diese Aufgabe während vielen Jahren zur vollsten Zufriedenheit versehen sollte.

Als Beitrag zum Marianischen Jahr 1988 organisierte der Piusverband Feiern in Harlingen, Giischterklaus und bei den „Leiwfrächen" in Kayl.


Zwischen dem 20. und dem 25. Geburtstag

In seiner Sitzung vom 26. November 1988 hatte der Große Vorstand beschlossen, das 1989 ins Haus stehende 20. Jubiläum nicht durch besondere nationale Feierlichkeiten zu begehen, sondern sie bis zum 25. Jubiläum aufzuheben. Trotzdem blieben weder der Verband selbst noch die rund 270 angeschlossenen Chöre arbeitslos, ganz im Gegenteil.

Somit wurden Energien freigesetzt, um den Kirchenchören des Landes eine sehr aktive Beteiligung an den Feierlichkeiten zum 150. Jahrestag unserer Unabhängigkeit zu ermöglichen: Konzerte und Theateraufführungen zumeist zu Ehren luxemburgischer Komponisten und Verfasser, Festmessen, patriotische Feiern im Freien und sonstige Veranstaltungen standen an der Tagesordnung.

Im Jubiläumsjahr führte der Piusverband auch eine umfassende Umfrage über die kirchenmusikalische Praxis sowie über die Glocken und die Orgel der jeweiligen Pfarrei durch. Die Auswertung der 224 von insgesamt 270 (82,96%) zurückgesandten Fragebögen gab einen umfassen Aufschluss über die angesprochenen Themenkreise.

Unter dem Kapitel „Allgemeines" wurde bekannt, dass die durchschnittliche Mitgliederzahl pro Verein bei 26,63 lag, dass die gemischten Chöre mit 199 gegenüber den lediglich 17 Männerchören und den vier Damenchören in der Überzahl waren, dass ohne Berücksichtigung der Kinderchöre ein Durchschnittsalter von 41,23 Jahren errechnet wurde und dass nur 19 Chöre ausschließlich an Festtagen auftraten. Die durchschnittliche Zahl der Auftritte im Jahr lag bei 61,5 bei einer prozentualen Beteiligung von 58,8% an den gewöhnlichen Sonntagen und von 93,3% an den Festtagen. Die Programmaufstellung zu den Gottesdiensten besorgten in fast gleichem Verhältnis der Dirigent allein (97) oder Pfarrer und Chorleiter gemeinsam (90). In sehr wenigen Ortschaften wurden die Programme vom zuständigen Pfarrer allein (16) oder von einer dazu bestellten Gruppe (21) aufgestellt. Die Zusammenstellung der Programme erfolgte bei 77 Chören am selben Tag, während 147 ihre Programme in der Woche vorher aufstellten. Fast alle Chöre (195) sangen, von einigen sehr seltenen Ausnahmen abgesehen, etwa bei besonderen Feiern, auf der Empore. Nur wenige Chöre (29) trugen die Gesänge regelmäßig im Chor vor. Erfreulich war die Kontaktfreudigkeit der Chöre, von denen deren 180 Verbindung und Zusammenarbeit mit anderen Chören suchten und förderten, wohingegen deren 44 der Kontaktnahme negativ gegenüberstanden.

Das zweite Kapitel handelte über den Gebrauch des gregorianischen Gesangs. Die Frage „Singt Ihr Chor gregorianischen Gesang?" wurde von sechs Chören mit „Nie", von 107 mit „Manchmal" und von 111 mit „Oft" beantwortet. Auffällig war, dass trotz aller Gegenströmungen der lateinische gregorianische Choral vorherrschend war: 75 Chöre gaben an, Teile des Propriums zu singen, gegenüber 126 nicht, 211 sangen das Ordinarium und 199 sangen regelmäßig das Credo III, nur 25 nicht.

Die Frage „Welches Kyriale singt Ihr Chor?" wurde zum Kyriale I von 182 Chören bejaht und von 24 verneint, zum Kyriale VIII von 208 bejaht und von acht verneint, zum Kyriale IX von 170 bejaht und von 36 verneint, zum Kyriale XI von 173 bejaht und von 25 verneint sowie zum Kyriale XVIII von 146 bejaht und von 56 verneint.

Folgende Choralgesänge wurden weitverbreitet gesungen: „Te Deum" 188, „Victimae paschali laudes" 175, „Veni sancte Spiritus" 183, „Lauda Sion" 175, „Ave spes nostra" 203 und „Salve Regina" 167.
Kapitel III gab Aufschluss über die Praxis im mehrstimmigen Gesang. Viele Chöre sangen auch an gewöhnlichen Sonntagen mehrstimmig und trugen öfters ein mehrstimmiges Ordinarium vor. Die Frage „Wann singt Ihr Chor mehrstimmig?" wurde von 124 Chören mit „Nur an Festtagen" angegeben und von 100 mit „Auch an gewöhnlichen Sonntagen" angekreuzt. 126 Chöre gaben an, gelegentlich auch mehrstimmige Ordinarien zu singen, 98 taten dies öfters. Mehrstimmige Motetten wurden von 101 Chören gelegentlich gesungen, von 56 öfters und von 30 bei jedem Auftritt. 120 Chöre bevorzugten klassische Werke, 91 nicht. Zeitgenössische Kompositionen wurden von 109 Chören wohlwollend aufgenommen, 103 hingegen zeigten sich ihnen gegenüber zurückhaltend und nur sechs lehnten sie ab. 144 Vereine setzten ihr Repertoire selbst zusammen, nur 63 taten dies auf Empfehlung anderer Chöre und 35 auf Vorschlag der Mitglieder.

Eine interessante Studie lieferte das IV. Kapitel der Umfrage über die einstimmigen Lieder im Gottesdienst. Das Magnificat wurde von 174 Chören regelmäßig gebraucht, nur 42 gebrauchten es gelegentlich und acht gar nicht. In 105 Pfarreien bestand ein gesondertes Sammelwerk von Liedern, 119 Pfarreien hatten kein solches Werk. 76 Pfarreien fertigten gesonderte Liedblätter zu den Gottesdiensten an. Bei der Auswahl der Sprache fiel die Antwort eindeutig auf Französisch und Deutsch mit 207, gefolgt von vorwiegend Deutsch (11) und vorwiegend Französisch (6). Die Frage „Singt Ihr Chor nach Möglichkeit in luxemburgischer Sprache?" wurde von 176 Chören bejaht und von 48 anderen verneint. Die Vereine beurteilten die Beteiligung der Gemeinschaft am Mitsingen mit gut (42), mittelmäßig (107) und schlecht (75).

Den Angaben entsprechend betätigten sich in 166 Vereinen die Mitglieder auf irgendeine Weise auch außerhalb der Kirche, in 58 nicht. Diese Auftritte waren unterschiedlich in der Zahl pro Verein, doch konnte ein Durchschnitt von vier pro tätigem Verein angegeben werden. Theateraufführungen gab es lediglich in 46 Vereinen gegenüber 178, in denen der Verein nicht auf die Bretter trat. 218 Vereine gaben an, von ihrer Gemeindeverwaltung subsidiiert zu werden, nur sechs erhielten keine Unterstützung seitens der Gemeindeverwaltung. 34 Vereine gaben an, gleichzeitig auch Mitglied der „Union Grand-Duc Adolphe" (UGDA) zu sein.

Im selben Jubiläumsjahr 1989, als dem Piusverband 6955 Mitglieder aus 275 Chören angehörten, wurde die Aufnahme einer Musikkassette zum Thema 150 Jahre luxemburgische Kirchenmusik ins Auge gefasst, die denn auch unter reger Beteiligung jeweils auf Dekanatsebene unter dem Titel „Letzebuerger Kiirchesänger sangen Letzebuerger Kiirchemusek" verwirklicht wurde.

Die Tagung der „2. Europäischen Konferenz der Kirchenmusikverbände", die umfassende Umfrage innerhalb der angeschlossenen Chöre und die Planung einer im Jahre darauf herauszugebenden Musikkassette stellten denn auch die Höhepunkte des Arbeitsjahres 1989 dar.

1989 boten die Chöre auf Dekanatsebene wiederum ein Bild der Einheit und der Geschlossenheit bei den traditionellen Sängertreffen: am 12. März nahmen 19 Chöre mit rund 400 Sängern in Redingen/Attert am Sängertreffen des Dekanats Ospern teil, am 4. Mai fanden sich in Eischen 191 Sänger aus neun Chören im Dekanat Koerich zusammen, am 15. Mai wirkten in Grevenmacher neun Chöre mit 203 Sängern am Treffen des Dekanats Grevenmacher mit, in Capellen sangen am 22. Oktober acht Chöre mit 150 Sängern aus dem Dekanat Koerich, am 15. Oktober wirkten in Consdorf 320 Sänger aus elf Chören aus dem Dekanat Echternach mit und am 29. Oktober hatte das Dekanat Esch/Alzette sein Sängertreffen in Niederkorn mit elf Chören und 180 Sängern.

An fünf Regionalversammlungen in Bettemburg, Diekirch, Esch/Alzette, Grevenmacher und Echternach nahmen 319 Delegierte aus 133 Chören teil.

Am Samstag, dem 27. Januar 1990 um 14.30 Uhr traten die Dekanatsdelegierten des Verbandes im Saal der Action Familiale et Populaire auf Nummer 3, rue du Curé in Luxemburg zusammen, um gemäß Artikel 14, 16 und 23 der Statuten den Exekutivvor-stand zu bestimmen. In geheimer Wahl bestätigten die Delegierten Pol Wagener gegenüber Georges Kuffer als Präsident. Nachdem Vizepräsident Jean Diederich aus Ettelbrück, Beisitzender Henri Kohnen aus Niederanven und Abbé Pierre Hau, Verantwortlicher für die liturgischen Fragen, aus dem Vorstand ausgetreten waren, Simon Schaack zum Vizepräsidenten aufgerückt sowie Marie-Thérèse Meyers und Roby Zenner zu Beisitzenden ernannt worden waren, setzte sich das Gremium nach der späteren Ernennung durch Erzbischof Mgr Jean Hengen wie folgt zusammen: Präsident: Pol Wagener; Vizepräsidenten; Georges Kuffer und Simon Schaack; Generalsekretär: Jean Even; Generalkassierer: Nicolas Adam; Redakteur des „Canticum Novum": Gilbert Schmidt; Beisitzende: Marie-Thérèse Meyers und Roby Zenner; Delegierter der liturgischen Kommission und Verantwortlicher für die sakrale Musik: Chanoine René Ponchelet; Verantwortlicher für die Orgelmusik: Pierre Drauth. Das auf fünf Jahre befristete Mandat der Vorstandsmitglieder und der Dekanatsdelegierten wurde anlässlich der 25. Generalversammlung am 5. Februar 1994 einstimmig verlängert, um die inzwischen angelaufenen Arbeiten zu einer Neufassung der Statuten nicht zu beeinträchtigen.

In seiner Sitzung vom 3. Februar 1990 bezeichnete der Exekutivvorstand Tilly Richard-Drui aus Monnerich zur administrativen Sekretärin; in den nachfolgenden Jahren trug sie mit Eifer, Fleiß, Sachkenntnis und Begeisterung dazu bei, das Sekretariat des Piusverbandes zu einer modernen Kontaktstelle umzufunktionieren, die den an sie gestellten Anforderungen vollauf gerecht wurde. Dies geschah vor allem auch dank der finanziellen Unterstützung des Kulturministeriums, die die Anschaffung eines Computers und eines Faxgerätes erlaubte.

Am 9. Mai 1990 wurde die neue Musikkassette der Presse vorgestellt, die in einer Auflage von 2000 Exemplaren herausgegeben wurde; binnen weniger Wochen schon war die Kassette praktisch vergriffen.
Für das Jahr 1990 wurden fünf Sängertreffen eingeplant: am l. April in Useldingen für das Dekanat Ospern, am 24. Mai in Weiler-zum-Turm für das Dekanat Remich, am 6. Oktober in Rollingergrund für das Dekanat Luxemburg, am 14. Oktober in Bissen für das Dekanat Mersch und am 28. Oktober in Schouweiler-Sprinkingen für das Dekanat Koerich.

Einer der Hauptpunkte, dessen sich der neugewählte Exekutivvorstand annahm, war eine Neuaufmachung des „Canticum Novum", des verbandseigenen Organs, das bis dahin in 69 Nummern herausgegeben worden war. Dank der sachkundigen Vorschläge der Mitglieder des Exekutivvorstandes sowie der fachmännischen Erfahrung und Arbeit der Verantwortlichen in der Druckerei konnten manche konkreten Anregungen verarbeitet werden, um der Zeitschrift ein neues, besonders ein ansprechenderes Gesicht zu geben. Dies gelang denn auch mit der 16seitigen Nummer 1/1991, die besonders durch das schmucke, für die vier Jahresnummern einheitlich gedruckte Titelbild ins Auge stach. Seither wurden die verschiedenen Rubriken weitgehend verbessert und ausgeweitet, um somit auch den neuen Erfordernissen eines großen nationalen Verbandes gerecht zu werden.

Allerdings wurde mit der Herausgabe des „Canticum Novum" in neuem Gewand die Auflage den tatsächlichen Bedürfnissen angepasst und auf 3500 festgelegt. 1992 belief sich die Zahl der Abonnenten auf 3298, 165 bezogen die Zeitschrift „Caecilia", 107 die „Choristes", 45 die „Musica Sacra" und 23 die „Pueri Cantores".

Seit der Drucklegung der ersten Nummer wurde jeweils eine besondere vierfarbige Titelseite ausgewählt: 1991 war es eine Teilansicht der herrlichen Kathedralfenster, die bereits das Cover der Musikkassette geziert hatte, 1992 das Bild der neuen Westenfelder-Pfeifenorgel in der Pfarrkirche von Aspelt und des die hl. Caecilia darstellenden Glasfensters, 1993 die Abbildung des Buchdeckels eines Kyriale, das 1822 in Luxemburg gedruckt wurde, und 1994 das Bildnis der ersten Fahne des Piusverbandes, die während der Oktavmesse des Piusverbandes feierlich eingesegnet wurde.
Gleichzeitig wurden neue Rubriken in der Verbandszeitschrift eingeführt: Beiträge in Wort und Bild über die hl. Caecilia, „Kirchen und Chöre aus Luxemburg", „Neiegkeeten aus de Chorallen", Orgeln und Glocken.

Im Laufe des Jahres 1992 fanden sich in sechs Regionalversammlungen 96 Vertreter des Verbandes zusammen. Im selben Jahr wurden elf Vorstandssitzungen abgehalten, 764 Cäcilianer wirkten bei vier Sängertreffen mit, 2862 Mitglieder waren in der Kasko versichert, 186 Sänger wurden mit einer Verdienstmedaille ausgezeichnet, und drei neue Chöre wurden in den Verband aufgenommen. Der Verband vereinigte insgesamt 6719 Mitglieder in 270 Chören. 1993 stieg die Zahl wieder auf 6840 Mitglieder in 272 Chören.

Der Exekutivvorstand des Piusverbandes führte im Laufe der vergangenen Jahre regelmäßige Unterredungen mit den höchsten kirchlichen undweltlichen Stellen, so mit Erzbischof Mgr Jean Hengen, dessen Verdienste um den Verband nach dem Ausscheiden aus dem Amt eigens im Verlauf einer besonderen Sitzung der Dekanatsdelegierten gewürdigt wurden, mit seinem Nachfolger im Amt, Mgr Fernand Franck, mit dem delegierten Kulturminister René Steichen und mit seiner Nachfolgerin Marie-Josée Jacobs, mit der die Unterredung auf ihren Wunsch hin sogar in den Räumlichkeiten des Verbandes selbst auf Nummer 3, rue du Curé geführt wurde.

Im Organisationsvorstand zum Internationalen Jahr der Familie arbeitete der Piusverband wirksam mit und brachte durch seine Delegierten manche konstruktiven Anregungen ein.

Im Jahre 1993 fanden fünf Sängertreffen statt: am 21. März in Redingen/Attert mit 13 Chören und 256 Sängern des Dekanats Ospern, am 28. Mai in Asselborn mit 192 Sängern aus zehn Chören des Dekanats Clerf, am 20. Mai der„Kannersängerdag" in Weiler-zum-Turm mit 120 Sängern aus sechs Chören des Dekanats Remich, am 11. Juli in Differdingen im Rahmen des 100. Jubiläums der Chorale Caecilia Differdingen mit neun Chören und rund 200 Sängern des Dekanats Esch/Alzette und am 24. Oktober in Hostert mit 220 Sängern aus elf Chören des Dekanats Luxemburg/Land.

3103 Abonnenten waren auf das „Canticum Novum" abonniert, 142 auf „Caecilia", 94 auf „Choristes", 31 auf „Musica Sacra" und 15 auf „Pueri Cantores". Im Dokumentationszentrum lagen nunmehr 3250 Partituren auf, und ebenso standen ausländische Musikzeitschriften in 42 gebundenen Bänden zur Verfügung.

Was die Versicherungen anbelangt, so ist jedes Mitglied des Verbandes kostenlos in der Haftpflicht und in der Unfallversicherung versichert, und für das Jahr 1994 waren 2684 kaskoversichert.

Am 3. November 1993 starb in Luxemburg Michel Simon, der das auf dem Briefpapier und auf den Medaillen bekannte Abzeichen des Piusverbandes geschaffen hatte. Das Abzeichen des 25. Jubiläums ist das Werk der Wiltzer Künstlerin Léonie Thill, tatkräftige Dekanatsdelegierte und Beisitzende im Organisationsvorstand.

Bis zum Jahre 1993 einschließlich wurden insgesamt 6082 Verdienstabzeichen für fünf Jahre, 2410 Silber- für 20 Jahre und 1650 Goldmedaillen für 35 Jahre sowie 771 Goldmedaillen mit Palmetten für 50 Jahre Mitgliedschaft vergeben. Am l. Januar 1994 zählte der Piusverband insgesamt 6890 Mitglieder, davon 3009 Herren, 3202 Damen und 679 Kinder, sowie 275 Chöre, davon 22 Männer-, acht Damen- und Kinderchöre sowie 245 gemischte Chöre.

Der Piusverband ist entstanden zu einer Zeit, da die liturgische Erneuerung eine gewisse Unsicherheit in die Kirchenchöre einbrachte; sie bewirkte, dass die Vereine regelrecht auf den gegenseitigen Kontakt angewiesen waren.

Doch auch heute noch wird der Verband gebraucht. Er bleibt eine notwendige Einrichtung in unserer Diözese und in unserem Land, da die Entwicklung der Liturgie und der Kirchenmusik weitergeht. Die Vereine brauchen einen nationalen Verband, um stark und gesund zu bleiben.

Bereits im Jahre 1932 hatte der bestbekannte Geistliche und Musiker Nicolas Biwer in einem Beitrag unter dem Titel „Unser Kirchengesang" seinem Anliegen bezüglich eines Zusammenschlusses aller Kirchenchöre des Landes Ausdruck verliehen: „Wie ganz anders könnte es sein, wenn wir im Lande einen Verband der Cäcilienvereine hätten. Allgemein bindende Statuten würden die Gründung, das Leben und das Schaffen der Kirchengesangvereine regeln. (...) Wer das zustande brächte, hätte sich um Kunst und Kirche hoch verdient gemacht. Einstweilen wird es wohl beim alten bleiben. Doch hoffen wir das Beste."
Nicolas Biwer sollte recht behalten: obwohl vorerst 37 Jahre ins Land gehen mussten, ehe es zur Gründung des Piusverbandes kam, sollte ihn die rasante Entwicklung des Piusverbandes auf dem Gebiet der Kirchenmusik im besonderen und der Kultur im allgemeinen nicht Lügen strafen, ganz im Gegenteil.

Roby Zenner